[Rezension] Margaret Atwood – Der Report der Magd

Kurzinfos:

Titel: Der Report der Magd (Handmaids Tale #1)
Autorin: Margaret Atwood
erschienen im: Piper Verlag
Seiten: 416 Seiten
Taschenbuchausgabe
Preis (Stand 12/20): 12€ zum Beiispiel bei amazon

Klappentext:

In einem fiktiven Staat in Nordamerika haben religiöse Fundamentalisten die totalitäre Republik Gilead errichtet. Nach einer atomaren Verseuchung ist ein großer Teil der weiblichen Bevölkerung unfruchtbar. Frauen werden entmündigt und in drei Gruppen eingeteilt: Ehefrauen von Führungskräften, Dienerinnen und Mägde. Letztere werden zur Fortpflanzung rekrutiert und sollen nach biblischem Vorbild für unfruchtbare Ehefrauen Kinder empfangen. Können sie ihre Aufgabe nicht erfüllen, werden sie in entfernte Kolonien abgeschoben. Doch die Dienerin Desfred besitzt etwas, was ihr alle Machthaber, Wächter und Spione nicht nehmen können, nämlich ihre Hoffnung auf ein Entkommen, auf Liebe, auf Leben…

Meine Meinung:

Ich bin bei dem Buch so ein bisschen hin- und hergerissen tatsächlich. Ich wollte es schon sehr lange mal lesen, einfach weil es ja v.a. im letzten Jahr und auch mit der Veröffentlichung der Fortsetzung und mit der Serie natürlich, einen riesigen Hype erfahren hat. Es wurde mit „1984“ verglichen und in die Hall of Fame der Dystopien erhoben. Was ich allerdings tatsächlich nur bedingt nachvollziehen kann.

„Der Report der Magd“ ist ein Bericht der Magd Desfred, die in der noch sehr jungen (um die 5-6 Jahre würd ich mal schätzen) theokratischen Diktatur Gilead lebt. In dieser Diktatur sind Frauen entweder Ehefrauen, Dienerinnen oder eben Mägde – Frauen, die auf ihre Gebärmutter reduziert werden und in sterilen hochgestellten Familien für den Nachwuchs sorgen sollen.

Eine absolut geniale Prämisse, den Gedanken der christlichen Theokratie fast an die Grenze des Erträglichen zu spannen. Der Rahmen der Geschichte, des Reports der Magd Desfred, hat mich absolut überzeugt. Alleine die Szene, in der Desfred in den Armen der Ehefrau vom Kommandanten „besamt“ (das trifft es vermutlich am besten, obwohl Desfred einen anderen Ausdruck benutzt) – das ist eine so empörende Vorstellung, die in der Geschichte auch noch mit der Bibel (schlüssig, muss ich zugeben) gerechtfertigt wird! Alleine durch diesen Aufhänger war das Buch schon interessant.

So genial ich die Prämisse und die Rahmenhandlung finde, so dürftig fand ich doch die Handlung. Desfred ist eine sehr anstrengende Erzählerin, sie schmeißt den Leser einfach in die Geschichte, verwirrt mit ständigen Rückblicken, erklärt das Vorgehende wenn überhaupt, dann doch eher mal, so scheint es, zufällig und ohne die Absicht zu erklären. Teilweise ist das sogar recht frustrierend, als würde einem ein Schokoriegel vor die Nase gehalten, den man einfach nicht bekommt um dann ein paar Seiten später höchstens mal irgendeinen Schmarrn aus Dinkel zu bekommen.

Desfred und ich – wir haben nicht geklickt. Sie war einfach zu….blah…. Sie ist die klassische Mitläuferin, sie tut sich zwar unglaublich leid, aber tut aktiv eigentlich so gut wie nichts. Gäbe es nicht andere Menschen, die sie zum Handeln zwängen, eben den Kommandanten, ihre Freundin Moira, oder Nick, wäre sie einfach weiter mit dem Strom geschwommen. Sie sympathisiert zwar mit dem Selbstmord, aber wenn sie die Gelegenheit hat, schafft sie auch das nicht.

Ich verstehe die Motivation hinter dem Staat nicht, wer sind die Köpfe, wer macht die Gesetze, wer ist dieses abstrakte „wir“ von dem der Kommandant bisweilen spricht und wie zur Hölle kamen wir in 5 Jahren von „Amerika in den 80ern“ zu „wir hängen einfach mal Menschen auf, die anders denken als wir und nennen es „Errettung““? Wie? Ganz ehrlich. Wie? Und wer soll das glauben, dass das so schnell geht? Ich jedenfalls nicht.

Ich mochte das Ende, ich fand den Kniff sehr schlau und ich hab mich auch über ein paar (so ca 10%) Antworten gefreut. Ich hab nichts gegen das offene Ende, obgleich ich mir natürlich ein anderes Ende gewünscht hätte, aber es war kohärent mit der Story, es hat gepasst. Also ok.

Insgesamt ein Buch mit einem tollen Rahmen, reich verziert, mit Goldbeschlag, das Bild selber aber leider mit leeren Flecken und mangelhaft gemalt. Es hätte viel besser sein können als es war, allerdings ist die Grundidee sehr spannend und vielleicht auch gar nicht so unmöglich, wie man das gerne hätte. Besonders in Amerika.

p.s.: Was zur Hölle geht mit den Anführungszeichen? Stell deine direkte Rede in Anführungszeichen verdammt! Das ist ja unmöglich zu lesen, manchmal gibts welche, manchmal nicht (mimimi Rückblick – mir doch egal! Das nervt mich beim lesen!). Danke! GaLiGrü!

3 von 5 Sterne

Kommentar verfassen

Trage deine Daten unten ein oder klicke ein Icon um dich einzuloggen:

WordPress.com-Logo

Du kommentierst mit Deinem WordPress.com-Konto. Abmelden /  Ändern )

Twitter-Bild

Du kommentierst mit Deinem Twitter-Konto. Abmelden /  Ändern )

Facebook-Foto

Du kommentierst mit Deinem Facebook-Konto. Abmelden /  Ändern )

Verbinde mit %s